„Mache die Dinge so einfach wie möglich, aber nicht einfacher.“
Dieses bekannte Zitat von Albert Einstein lässt sich auch auf den Devisenmarkt anwenden. Eine gute FX-Strategie muss dabei nicht schwer sein; der Trader muss zur richtigen Zeit auf die richtige Bewegung setzen. Klingt ganz einfach, oder?
Mit Euro-Boost lernst Du eine einfache Strategie kennen, mit der Du nur achtmal im Jahr aktiv werden musst. Du profitierst dabei von einer sich wiederholenden Bewegung im EUR/USD, die sich durch das emotionale Verhalten von Finanzprofis erklären lässt und regelmäßig auftritt.
Die Zinsentscheidungen der US-amerikanischen Zentralbank gehören zu den wichtigsten Einflüssen auf das Börsengeschehen. Aktien, Renten
und gerade auch Währungen schwanken sehr stark, wenn die Zentralbanker ihre aktuelle Meinung zu Wachstum, Inflation und künftigen Zinsentwicklung verkünden.
Die US-Notenbank ist die wichtigste Zentralbank der Welt: Sie entscheidet achtmal im Jahr über den nationalen Leitzins und beeinflusst damit den Verlauf der Märkte nachhaltig.
Doch Trader müssen nicht immer auf den offiziellen Zinsentscheid der Fed warten, um einen statistischen Vorteil im EUR/USD zu bekommen. Denn gerade die Tage vor der Fed-Entscheidung können systematisch zum eigenen Vorteil ausgenutzt werden.
Die Grundidee der Euro-Boost-Strategie ist, dass der EUR/USD-Wechselkurs vor der Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (Federal Open Market Committee = FOMC) ansteigt.
In den vergangen 18 Jahren hat die Fed im betrachteten Analysezeitraum insgesamt 121-mal getagt. In 68 Fällen ist der EUR/USD vor der offiziellen Zinsentscheidung angestiegen und 53-mal ist er gefallen.
Um von der Euro-Boost-Strategie profitieren zu können, gehen wir fünf Handelstage vor der FOMC-Entscheidung im EUR/USD long. Die Position wird insgesamt fünf Handelstage bis kurz nach der eigentlichen Entscheidung gehalten, die in Deutschland am Mittwoch um 20:00 Uhr verkündet wird. Damit kommen wir auf acht Trades im Jahr.
Für die Strategie ist kein Stopp-Loss und kein Take Profit vorgesehen.
Die Grundidee ist sehr einfach und setzt auf einen saisonalen Effekt, der sich gut begründen lässt. In der Woche vor einer Fed-Entscheidung beginnt die sogenannte „Blackout Period“. Diese Selbstverpflichtung, wonach vor der Bekanntgabe der Fed-Entscheidung die Mitglieder des FOMC keine Reden halten und keine Kommentare zur Zinspolitik abgeben dürfen, führt zu einem Rückgang des Handelsvolumens und der Liquidität. Außerdem
heizt es die Fantasie der institutionellen Kapitalmarktakteure an. Die Profis spekulieren darüber, wie sich die Notenbank verhalten wird, was mit dem Zinsniveau passiert und wie der Ausblick für die Wirtschaft sein wird.
Die Experten diskutieren viel und sind in der Regel schnell verunsichert, weil niemand genau weiß, wie die Fed entscheiden wird und was genau am Kapitalmarkt nach der Zinsentscheidung passiert. Weil belastbare Informationen vor der Zinsentscheidung fehlen, greifen die Börsianer häufig auf einfache Entscheidungsmuster zurück, die man in der Psychologie als Stereotypen bezeichnet.
Bei Entscheidungen unter Unsicherheit verhalten sich Menschen häufig gleich: Sie tendieren dazu, sich eine komplexe Analyse zu ersparen und ersetzen sie durch bewährte Verhaltensmuster und Meinungen. Diese Erwartungen des großen Geldes führen zur vorgestellten Kapitalmarktanomalie, die sich erstaunlich oft wiederholt.
Generell erwarten die professionellen Kapitalmarktteilnehmer eine kapitalmarktfreundliche Entscheidung der Fed. Das große Geld weiß, dass die US-Notenbank dem Kapitalmarkt gefallen will und um finanzielle Stabilität bemüht ist.
Nichts ist für einen Politiker schöner, als auf steigende Kurse an der Börse in der eigenen Amtszeit zu verweisen. Natürlich sollte die Fed unabhängig sein und hat auch klar vorgegebene Ziele: hoher Beschäftigungsstand, moderate langfristige Zinsen und Preisstabilität.
Doch besteht im Rahmen dieser Vorgaben und der allgemeinen Unsicherheit bei der Entwicklung der Konjunktur auch ein gewisser Spielraum, den die Zentralbanker ausnutzen können – und der hoffentlich den Politikern gefällt, um sich die nächste Nominierung zu sichern.
Durch einen schwachen US-Dollar können die Notenbanker diese Ziele fördern und gleichzeitig dem Aktienmarkt zu einem Aufschwung verhelfen.
Der Export wird durch eine schwache Heimatwährung begünstigt und damit werden Arbeitsplätze geschaffen. Ein geringeres Zinsniveau führt unter sonst gleichen Bedingungen zu einem schwächeren US-Dollar und damit zu einem Anstieg beim EUR/USD.
Der Stereotyp lautet also: Wenn man es nicht besser weiß, wird der US-Dollar vor dem Zinsentscheid fallen und der EUR/USD entsprechend steigen.
Mit Euro-Boost wurden seit 2003 insgesamt 121 Trades durchgeführt. 68 konnten mit Gewinn geschlossen werden. Das entspricht einer Trefferquote von 56,2 Prozent. Der durchschnittliche Gewinn betrug 1,04 Prozent, während im Verlustfall nur 0,78 Prozent verloren wurden.
Daraus ergibt sich ein Profitfaktor von 1,71, der durch eine einfache Optimierung noch weiter verbessert werden kann:
Nach dem Zinsentscheid könnte man im EUR/USD short gehen, da die Erwartungen wieder ausgepreist werden und der US-Dollar steigt, wodurch der EUR/USD fällt.
Bei der vorgestellten Strategie handelt es sich um eine sehr einfache Analyse, die auf ein regelmäßiges und psychologisch begründbares Verhalten der Börsenprofis setzt. Die Strategie ist leicht umzusetzen und Trader profitieren von der sehr hohen Liquidität im EUR/USD.
Man weiß genau, wann diese Anomalie auftritt und muss nur acht Trades im Jahr ausführen, was wenig Stress erzeugt und auch nur geringe Transaktionskosten verursacht. Die Strategie hat eine gute Trefferquote und einen ordentlichen Profitfaktor. Besonders positiv bei dem vorgestellten Muster ist, dass der Euro-Boost auch dann funktioniert, wenn der EUR/USD-Wechselkurs sich in einem übergeordneten Abwärtstrend befindet.
Allerdings hat die vorgestellte Analyse auch Nachteile. Bis 2006 war die getestete Performance schlecht und nicht jeder Trader kann auf einen Stopp-Loss verzichten. Erfahrene Trader können diese Nachteile durch ihr individuelles Timing ausgleichen und mit einfachen Mitteln ihre Chancen verbessern. Spannend ist auch, dass nach dem Zinsentscheid der EUR/USD wieder fällt und der temporäre Anstieg damit nicht von Dauer ist.
Eine positive Tendenz lässt sich teilweise schon 15 Tage vor der Entscheidung erkennen, die sich dann in den letzten Tagen vor der Fed-Versammlung noch einmal beschleunigt.
Ein anderer bekannter Spruch von Albert Einstein, den er vor fast 100 Jahren in Japan einem Pagen auf einen Zettel schrieb und welcher 2017 für 1,56 Millionen Euro versteigert wurde, lautet:
„Stilles bescheidenes Leben gibt mehr Glück als erfolgreiches Streben, verbunden mit beständiger Unruhe.“
So kann es auch am Währungsmarkt sein. 24 Stunden jeden Tag jede
Bewegung ausnutzen zu wollen, kann zwar für Trader erfolgsversprechend sein, schafft aber auch eine gewisse beständige Unruhe.
Mit der vorgestellten Analyse beschränkt man sich auf acht Long Trades im Jahr und leitet daraus einen einfachen statistischen Vorteil ab, der sich durch das psychologische Verhalten der anderen Marktteilnehmer begründen und ausnutzen lässt.
Unser Autor André Stagge ist Senior-Portfoliomanager und hat sich mit seiner Investment-Akademie umfangreich selbstständig gemacht. Mit seinem tollen Programm aus Vorträgen, Workshops, redaktionellen Inhalten und der Offenheit, sich insbesondere bei seinen Strategien in die Karten zu schauen, ermöglicht er jedem den kleinen wichtigen Schritt Richtung positiver Vermögensgestaltung. André ist Alumnus des Vereins.
Bei Interesse kannst du von Andrés Wissen profitieren:
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